Blog Post

Loslassen

Rayk Schleebusch • Mai 23, 2019

Der Duft von Neuanfang

U2 Loslassen Angels and Airwaves Imagine Dragons

I can live without you. U2-Fans erkennen womöglich den Fehler. Die ursprüngliche Textpassage des Liedes „With or Without You“, von U2, einer der größten Rockbands der Welt, lautet korrekterweise „I can´t live with or without you“. Lange habe ich als U2-Fan auch nach diesem Mantra gelebt. Hing fest an belasteten Dingen. Loslassen fiel mir äußerst schwer. Und das über viele Jahre sowie verschiedene Lebensbereiche hinweg. Doch nun habe ich es geschafft, mich gelöst. Und ich kann sehr gut ohne U2 leben. Was ist passiert?

Im Sommer 2018 besuchte ich ein U2-Konzert in der Mercedes-Benz Arena Berlin. Dieses Konzert sollte ein Schlüsselerlebnis für meinen Lösungsprozess darstellen.

Religion, Liebe und Politik waren schon immer die Haupthemen von U2. Doch für mich ist Bono als Kopf der Band über das Ziel hinausgeschossen. Zu oft waren seine mit immer mehr Nachdruck und Vehemenz herausgeschrienen Moralbotschaften zu hören. Die Musik, wegen der wir hauptsächlich dort waren, geriet somit immer mehr in den Hintergrund. Auch war die Qualität dieser über das gesamte Konzert hin schlecht. Warum?

Bonos Stimme hat in den letzten Jahren immer mehr gelitten. Klar, im Alter verliert unsere Stimme an Dynamik und Kraft. Durch regelmäßiges Training lässt sich dieser Effekt etwas aufhalten. Alkohol und Rauchen sind für die Stimme schädlich. So tat es mir leid zu sehen, wie Bono über die vergangenen Jahre zunehmend seine Stimme selbst zerstörte. Was anhand der letzten Alben und Konzerte deutlich zu beobachten war. Dennoch versuchte ich teils unbewusst, teils vorbewusst diesen Sachverhalt zu verklären und blieb U2 die letzten Jahre über treu. Bis zu diesem Konzert. Zu sehr hielt ich mich an die guten alten Tage der Band fest, verklärte zunehmend die Realität und ignorierte Auflösungserscheinungen.

Hinzu kam die Tatsache, dass die Musik aus meiner Sicht furchtbar abgemischt war. Einzelne Gittarrensounds klopften aufdringlich und schmerzhaft an meine Trommelfälle. Das habe ich bei vorherigen Shows schon ganz anders, passender gemixt, erlebt.

Weiterhin haben U2 für meinem Geschmack bei ihren Arbeiten an den letzten Alben zu sehr ihre Vergangenheit in Irland verarbeitet. Zu häufig wurden negativ getönte Dinge wie Tod, Krieg und Depression thematisiert. Es sind kaum substanzielle Weiterentwicklungen der Band zu beobachten, wenig positive Impulse zu vernehmen. Damals habe ich mich womöglich auch unter solchen dunklen Wolken wohlgefühlt. Heute tue ich das nicht mehr, will vermehrt positiven Wegen folgen. Der Wunsch, dort heraus zu wollen, hat wahrscheinlich den Lösungsprozess begünstigt.

Neben den beschriebenen Dingen ist auch sehr wenig an Energie von der Band zu mir durchgedrungen. Bei anderen Konzerten war ich ergriffen und bewegt. An diesem Tag herrschte Regungslosigkeit! Der sehr hohe Preis von 220 Euro für eine Karte hat dem Ganzen die Krone aufgesetzt. Wow!

All dies zusammen ließ mich noch während des Konzerts nachdenklich werden und vor allem traurig sowie enttäuscht in meinen Sitz zurückfallen. Das war nicht mehr „mein U2“. Was half mir mich zu lösen? Es war wichtig, die Gefühle von Traurigkeit und Enttäuschung zuzulassen und auszuleben! Also lies ich die Tage darauf die Trauer zu und ja, es tat weh. Gleichzeitig machte ich mir Inhalte aus meiner Ausbildung zum Diplom-Psychologen bewusst, wonach das Zulassen von Traurigkeit einen Lösungsprozess unterstützen kann. Diese Emotion kann uns helfen, uns von einem wichtigen Ziel oder Bedürfnis zu lösen, welches wir nicht mehr erreichen oder befriedigen können. Das Gefühl Traurigkeit kann uns also bei einem Lösungsprozess helfen, wenn wir es zulassen und nicht verdrängen. So war es dann auch. Ich habe mich von U2 und der Vorstellung, dass sie noch eine dynamische Band sind, die mich umhaut wie auch mitreist, schmerzlich verabschiedet. Vorher habe ich mich getäuscht. Fortan bin ich ent-täuscht!

Als wäre es wie ein Symbol für die Richtigkeit des Lösungsprozesses gewesen, las ich am nächsten Tag, dass Bono beim zweiten Konzert am Folgetag die Stimme weggeblieben sei. Folglich musste das Konzert abgebrochen werden. In meiner Haltung bestätigend, nahm ich diese Botschaft zur Kenntnis.

Fortan habe ich die Band wie eine Expartnerin betrachtet. Alles, was mich an sie erinnerte, wurde weitestgehend entfernt. Poster, Facebook-Profilbilder, Alben im Auto… . Und ich kann heute sagen, bereits vier bis fünf Tage nach dem Konzert nahmen die oben beschriebenen Gefühle ab. Ich konnte von dort an, bis heute, gut mit der seelischen und physischen Trennung leben. Es war wie eine Befreiung. Denn, als der Schmerz ging, kam das Gefühl von Freiheit. Und was passiert häufig nach einer Loslösung? Richtig, die vermehrte Offenheit für neue Dinge.

Und so vollzog sich eine unbewusste Öffnung meines musikalischen Herzens, die mich losgelöst von alten Träumen, neuen Musikstücken widmen ließ. Nun stehen die „Imagine Dragons“ oder „Angels & Airwaves“ auf dem akustischen Speiseplan. Rockbands, die mich musikalisch erfrischen. Die Klänge dieser Stücke fühlen sich dynamisch an. Rhythmische Melodien gepaart mit kräftigen Stimmen. (Das ist kaum ein Vergleich zum derzeitigen U2.) Bei Ihnen verspüre ich neue Energie und fühle mich wie eine Blume, die aufblüht. Der Duft von Neuanfang, der durch das Loslassen von Verstaubtem erst ermöglicht wurde, ich mag Ihn!


von Rayk Schleebusch 01 März, 2020
Die Wellen rauschen. Sie reflektieren das Sonnenlicht und bringen mich sowie mein Leben in freudige Bewegung. Was ist passiert? Bevor ich diese Frage beantworte, gehe ich ein wenig in der Zeit zurück. Bis in den Anfang des Novembers 2019. Der wohlverdiente Jahresurlaub auf den Kanaren stand an. Und ich wollte vermehrt das anwenden, was ich hinsichtlich der Gesundheitspsychologie während des Studiums sowie durch Fortbildungen gelernt habe, um ein Maximum an Erholung herauszuholen. Hat das theoretisch Gelernte auch in der Praxis Bestand? Gesundheit und Wohlbefinden sollten gesteigert und einem möglichen Winterblues entgegengewirkt werden. Darum geht es hier. Wie das funktionieren kann, lesen sie im Folgenden. Diesen Blogpost können Sie somit als Schwesterbeitrag zum vorherigen „Graue Novembertage“ ansehen. Die Vorfreude auf den Urlaub war groß. Um den Erholungseffekt so groß wie möglich zu gestalten, bleib mein Laptop zu Hause. So wurde der Computer gegen ein klassisches Buch eingetauscht. Eine Seminarteilnehmerin hatte mir das Buch „5 DINGE, die Sterbende am meisten bereuen“ empfohlen. Ich konnte schon lange kein Buch mehr, außerhalb der psychologischen Fachliteratur lesen, dass mich richtig gefesselt hat. Um das Abschalten zu erleichtern, blieb das Handy von Beginn an auf lautlos. Ich habe mir einen Zeitpunkt am Abend festgelegt, an dem ich geschaut habe, ob wichtige und dringliche Meldungen meine Aufmerksamkeit erforderten. Ansonsten blieb das Smartphone im Sinne einer digitalen Entgiftung in der Schublade. Der Fernseher oder das Radio blieben aus. Im Vordergrund stand das Erleben von natürlichen Reizen und Sinneseindrücken. Die letzten zwei Wochen vor dem Urlaub legte ich mir bewusst weniger freiberufliche Termine in meinen Arbeitsplan. So wollte ich mich schon vor Beginn des Urlaubs herunterfahren und bereits entspannter in die freie Zeit eintauchen . Obwohl der Urlaub gut startete und ich zwei Wochen vorher durch weniger Arbeit bereits entschleunigen konnte, waren noch fünf Tage nötig, bis ich spürbar in den Erholungsmodus kam. Bedenklich stimmt mich die Tatsache, dass unsere Erholungsfähigkeit mit steigendem Alter abnimmt. Das bedeutet, dass wir immer mehr Zeit brauchen, um unsere Akkus wieder aufzuladen, je älter wir werden. Einige Kollegen in der Psychologie postulieren eine durchschnittliche Faustformel, wonach wir ca. 14 Tage brauchen, bis unser Körper anfängt, sich zu erholen. Wow, 14 Tage! Eine lange Zeit. Als ich also nach fünf Tagen in die Entspannung kam, sprudelte gleichzeitig die Kreativität aus mir heraus. Immer mehr Ideen wollten sich in mein Bewusstsein drängen und dort auf ihre Realisierung warten. Da spürte ich auch eindringlich, wie wichtig tiefe Erholungsphasen sind, um kreativ zu bleiben. Auch im Hinblick auf meine Freiberuflichkeit. Immer wieder neue Projekte anzustoßen, um Menschen in einer erfrischend wie auch abwechslungsreichen Art zu erreichen. War das Sprudeln der Kreativität anfangs noch angenehm, wurde es zunehmend bedrückend. Da erinnerte ich mich daran, wie hilfreich es in solchen Momenten sein kann, die Gedanken und Ideen aufzuschreiben , damit diese aus dem Kopf sind. Und das tat ich auch. Ich habe immer einen kleinen Kalender dabei. Dort wurden alle Ideen für die Freiberuflichkeit, diesen Blog sowie viele weitere niedergeschrieben. Und danach ging es mir besser, ich konnte den Urlaub ungestörter genießen. Zum Genießen gehörte auch, dass wir uns viel auf natürliche Weise bewegten . So wurde vieles zu Fuß erkundet. Auch badeten wir täglich, liefen durch die Dünen am Strand und spielten Frisbee. Dabei bewegten wir uns auf eine Art, wie dies sonst im beruflichen Alltag nicht geschah. Denn wir sitzen beruflich zu viel. Und interessant ist auch, dass meine Rückenschmerzen nach fünf Tagen fast völlig verschwunden waren, was ich vor allem auf die natürliche Art der Bewegungen zurückführe. Ganz nach dem Motto: Sitzen ist das moderne Rauchen. Ursprüngliche Aktivitäten tuen uns und unseren Rücken gut! Das wurde mir dort noch einmal deutlich bewusst. Den Urlaub mit aufgeladenem Akku auskosten, konnte ich wahrscheinlich auch deshalb gut, weil mir eine Kollegin bei einer Gesundheitsveranstaltung in Hamburg, zu Beginn des Novembers, einen Tipp gab. Sie erzählte mir von einem Zusammenhang zwischen depressiv getönten Winterverstimmungen und einem möglichen Vitamin-D -Mangel. Der sei bei vielen in Norddeutschland Lebenden besonders im Winter, der lichtärmeren Jahreszeit, niedrig. Ärzte schätzen, dass mehr als 50 % der Menschen im Norden einen zu niedrigen Vitamin-D-Spiegel aufweisen! Also ließ ich Anfang November von meiner Hausärztin meinen Vitamin-D-Wert bestimmen. Und tatsächlich lag er mit der Hälfte unter dem Sollwert klar zu niedrig. Eine sofortige Präparateinnahme folgte. Der Pegel stieg von Woche zu Woche. Dies war daran zu merken, dass ich zunehmend mehr Kraft und Wohlbefinden verspürte. Auch so konnte ich gestärkt in den Urlaub reisen. Der Kollegin aus Hamburg bin ich jedenfalls sehr dankbar für den Tipp. Denn die regelmäßige Überwachung und Einhaltung des Vitamin-D-Pegels gehört nun zu meinen gesundheitsvorbeugenden Aktivitäten. Besonders, wenn es darum geht, gestärkt durch die dunkle Winterzeit zu kommen. Ab dem sechsten Tag kam ein stärkerer Wind auf. Er sorgte für hohe Wellen, die an die Strände von Maspalomas donnerten. Wir haben mit viel Freude in den ca. zwei Meter hohen Wellen gebadet. Wow, für mich war es das erste Mal. Selten habe ich in meinem Leben über viele Stunden hinweg so etwas Spaßbringendes und Aufregendes gemacht. Nach einer Verschnaufpause ist mir dann am Abend des gleichen Tages etwas Interessantes passiert. Beim Abendbrot habe ich zwei Teller vom Hotelrestaurant auf die Terrasse getragen. Dabei fühlte ich mich plötzlich, als ob sich unter mir der Boden in Wellenform bewegte. Es war ein ähnliches Gefühl, wie beim Wellenbaden. Leicht beschwingt bin ich freudig überrascht weitergegangen. Wahrscheinlich waren es noch die Nachwirkungen des stundenlangen Atlantikabenteuers. Vielleicht könnte dieses innerliche Schwanken auch als Schwindel interpretiert werden. Wie auch immer. Fakt ist, manche Menschen würden es in diesem Moment mit der Angst zu tun bekommen. Sie erleben womöglich einen Kontrollverlust und steigern sich dann hinein. Für eine kurze Zeit fand ich es anfangs auch etwas beklemmend. Aber meine Interpretation dieser Wahrnehmung war durchweg positiv. Ich stellte mir vor, dass es eine Verlängerung des Wellenbadens sei. So stolzierte und schwebte ich über die Terrasse und lächelte dabei. Ich bin über den Boden geleichtigkeitet . Es war schön, ich fühlte mich von den Wellen getragen. Da kam mir die Idee, dieses Gefühl, diese Wahrnehmung als Symbol für eine neue Leichtigkeit in meinem Leben zu sehen. Dementsprechend wollte ich fortan durchs Leben gehen. Mir dieses Gefühl einprägen und in turbulenten Zeiten vorstellen, wie ich durchs Leben geleichtigkeite , das war das Ziel. Und? Es funktioniert auch einige Monate nach der Reise erfreulich gut. Unterstützt wird dieses Erinnern durch ein Symbol an meinem rechten Unterarm. Im Hotel kaufte ich von einem marokkanischen Händler ein braunes Lederarmband. So blieb ein Stück des Urlaubs als Erinnerung jeden Tag bei mir. Apropos Erinnerung. Nach der Reise haben wir eine Rezension im Internet, mit einem Foto, bei unserem Reiseanbieter in Schwerin geschrieben. Hauptsächlich war es als öffentliches Dankeschön für den Kollegen gedacht, bei dem wir die Reise gebucht haben. Aber viele sahen unseren Beitrag. Die Rückmeldungen waren erfreulich. So ist auch diese Rezension zu einer schönen und dauerhaften Erinnerung geworden. Ein nicht ganz so dauerhaftes aber das wahrscheinlich intensivste Andenken, ist der Duft des hoteleigenen Duschgels , welches damals im Bad bereitstand. Bei einer damaligen Fortbildung gab eine Kollegin uns Teilnehmern den Tipp, im Urlaub ein wohlriechendes Duschgel zu erwerben, es zu benutzen und dann mit nach Hause zu nehmen. Bei der späteren Anwendung da Heim könnten wir von den Konditionierungsprozessen profitieren. Dann reiche nur das Riechen des Duschgels aus, um die Erinnerungen an Entspannung und Freude während des Urlaubs hervorzurufen und diese Gefühle nachzuempfinden. Die Flasche des Duschgels ist sehr klein. Ich bin sehr sparsam mit dem Inhalt. Das Erlebnis und die Erinnerungseffekte sind großartig. Das kann ich Ihnen sehr empfehlen. Probieren Sie es doch mal aus. Es ist schön zu spüren, wie all diese Dinge aus der Gesundheitspsychologie helfen können, einem Winterblues entgegenzuwirken. Denn ich habe sie ausprobiert. Die Sonne im Winter, Vitamin-D-Pegel erhöht, eine zweiwöchige Phase zum Herunterfahren vor dem Urlaub geschaffen, digitales Entgiften, Aufschreiben kreisender Gedanken und natürliche Bewegungen. Das Armband und jenes Duschgel als Erinnerungen. Von all diesen Dingen habe ich profitiert, bis heute. Der Lohn war und ist eindeutig mehr Lebensqualität. Ich verspüre eine neue Leichtigkeit. Vielleicht finden Sie auch unter all diesen aufgezeigten Vorschlägen etwas, was Sie ausprobieren möchten. Ich würde mich freuen.
von Rayk Schleebusch 04 Okt., 2019
Winterblues verringern
von Rayk Schleebusch 12 Dez., 2018
Mein Sinn des Lebens
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